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Chronik / Züchter-Vereinigung

Die Vereinigung der Züchter der Thüringer Barthühner

Am 08. März 1907 fanden sich dann in Ruhla einige Züchter der Thüringer Barthühner zusammen und gründeten die "Vereinigung der Züchter der Thüringer Barthühner". Der Vorsitzende Paul König (Bgm. in Ruhla) und die Vorstandsmitglieder Erk, Deusing, Wilhelm, Heß, Malsch und die übrigen Gründungsmitglieder machten sich zur Aufgabe, für eine einheitliche Zuchtrichtung zu sorgen und die Verbesserung und die Verbreitung dieser schönen Landhuhnrasse Voranzutreiben. Es wurde eine Satzung mit 15 Paragraphen erstellt, in ein kleines Heft gefasst, und zusammen mit einer Musterbeschreibung an die Mitglieder der Vereinigung ausgegeben.


An Gefiederfarben waren in der Musterbeschreibung aufgeführt:

Schwarz, Weiß, Gelb, Gesperbert, Gold - Silber - und Gelbgetupft mit dem Vermerk, dass in früheren Jahren noch die Farbenschläge Rebhuhnfarbig, Silberhalsig, Mohrenköpfig und Tollbunt vorhanden waren. Die herausgegebene Zuchtrichtung: Kräftige Landhuhnform mit nicht zu hoher Schwanzlage und Beinstellung ist anzustreben. Weiter ist auf federreichen, voll das Gesicht umrahmenden Bart zu sehen, der aber nicht zottig nach unten hängen darf. Die Federbildung soll sehr reich und breit sein und die Reinheit der Zeichnung ist zu fördern.

 

Im Oktober 1911 wurde in Hannover der "Verband der Spezialklubs" gegründet dem auch die Vereinigung der Züchter der Thüringer Barthühner beitrat. Im gleichen Jahr tauchten dann auch die ersten schwarzen Thüringer Zwerg-Barthühner bei einer Ausstellung auf, die aber genau so ohne Bewertung blieben wie die von E. Florschütz aus Jena 1913 in Leipzig gezeigten schwarzen Zwerge, sie waren den Verantwortlichen als Zwerge einer so kleinen Rasse, wie es die Thüringer Barthühner waren, noch zu groß.

 

Erst bei der Berliner Zwerghuhnschau im Nov. 1919 in Berlin - Lichterfelde wurden dann die 8 ausgestellten Thüringer Zwerg-Barthühner auch bewertet. Zur 1. Zwerghuhnnationalen 1920 am gleichen Ort waren dann bereits drei Aussteller mit 11 Einzeltieren und einem Stamm vertreten, die immerhin sechsmal die Note „sg“ erzielten.

 

Allem Anschein nach haben die Züchter der Thüringer Barthühner ihr Augenmerk in der Zucht sowohl vor als auch nach dem l. Weltkrieg mehr auf die Schönheit gelegt und dabei die Leistung teilweise außer Acht gelassen.

 

Die ehemals gepriesenen Vorzüge der Thüringer Barthühner als sehr genügsame Hühner und auch guten Legern gingen, im einseitigen Streben nach Schönheit, etwas verloren.

 

Da war es kein Wunder, dass nach dem ersten Weltkrieg, in dem auch viele Zuchten verloren gingen, die Zahl der Liebhaber dieser Rasse immer mehr zurück ging und dabei die schwerer zu züchtenden Farbenschläge teilweise gänzlich verschwanden, Die wenigen verbliebenen Züchte der Thüringer Barthühner waren aber weiter mit Herzblut bei der Sache und sorgten mit ihrer Züchterarbeit dafür, dass die Thüringer Barthühner nicht ganz in Vergessenheit gerieten.

 

So nahm zum Beispiel an der Legeleistungsprüfung des Thüringer Wirtschaftsministeriums vom November 1928 bis November 1929 auch ein Züchter aus Sachsen mit einem Stamm schwarzer Thüringer Barthühner teil, um die doch noch vorhandene Leistungsfähigkeit dieser alten Landhuhnrasse nachzuweisen. E. Florschütz aus Jena, von 1924 bis 1928 Vorsitzender des Thüringer Zwerghuhnzüchterverbandes, bemühte sich in dieser Zeit auch sehr um den Fortbestand der Thüringer Bartzwerge. Er sammelte deshalb bei Züchtern in und um Ruhla die noch vorhandenen Reste der Zwerge ein und forcierte deren Anerkennung.

 

In 1928 erhielt die Vereinigung der Züchter der Thüringer Barthühner nach 21 Jahren mit Otto Erkaus Ruhla einen neuen Vorsitzenden. Neben Paul König aus Ruhla, der nicht müde wurde für die Thüringer Barthühner die Werbetrommel zu rühren und auch als Preisrichter auf Großschauen zum Einsatz kam, war es das Gründungsmitglied Fritz Kaiser aus  Steinbach-Hallenberg der in der Zeit vor dem 2.Weltkrieg auf fast allen Großschauen mit seinen Tieren Werbung für die alte Thüringer Heimatrasse betrieb. So z.B. im September 1933 beim Weltgeflügelkongress in Rom, wo er mit seinen schwarzen Thüringer Barthühnern einer der erfolgreichsten Aussteller der ca.200 deutschen Teilnehmern war. 1934 und 1937 wurde er Thüringer Meister und stellte dazu noch ebenfalls 1937 in Berlin einen Reichssieger. Mit einem Stamm weißer Thüringer Barthühner beteiligte sich auch Johann Seiffert aus Steinbach 1933 in Rom am Weltgeflügelkongress und wurde mit diesen Weltchampion. Er verkaufte die siegreichen Tiere und ließ sich mit dem Erlös, dem Vernehmen nach, zuhause von einem Zimmermann ein Hühner- und Taubenhaus erstellen.

 

Dass es aber wirklich nur noch wenige Züchter waren die ihre Barthühner auf bedeutenden Schauen der breiten Öffentlichkeit vorstellten, ersieht man aus einem im Dezember 1934 in der Fachpresse erschienenen Bericht über die Thüringer Barthühner.

Der Verfasser schreibt am Ende seiner Ausführungen:

Im verflossenen Jahr 1934 stand die Beschickung der maßgebenden Schauen mit Thüringer Barthühnern nicht hoch über dem Nullpunkt. Zur Nationalen in Stuttgart 11 Tiere von zwei Ausstellern, zur Reichsschau in Leipzig 24 Hühner von 9 Ausstellern und in Hannover kein einziges Tier. Damit kann man keine Werbung für diese Rasse entfalten, war dessen besorgter Kommentar.

 

In vielen Abhandlungen über die Thüringer Barthühner und deren Zwerge begegnen wir bis 1934 meist unterschiedlichen Rasse-

bezeichnungen Thüringer Pausbacken, Thüringer Pausbäckchen, oder Thüringer Bausbäckchen sowie Thüringer Barthühner. In einem Katalog einer Berliner Zwerghuhnschau wurden sogar die Einzeltiere unter Thüringer Zwerg-Pausbäckchen und in der Klasse der Stämme unter Thüringer Bartzwergegeführt. Ab 1934 wurde dann nur noch die Bezeichnung Thüringer Barthühner und Thüringer Zwergbarthühner verwendet.

 

Die Seltenheit der Thüringer Zwergbarthühner veranlasste 1935 den Zuchtausschuss diesen keinen selbstständigen Platz im Standard zu geben, so dass die Beschreibung der Großenrasse sinngemäß auf die Zwerge angewendet werden musste.

Da in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg auch in der Geflügelzucht die Wirtschaftlichkeit eine große Rolle spielte und den Thüringer Barthühnern zu der Zeit die Leistungsfähigkeit, wie bereits erwähnt, etwas abhanden gekommen war, konnten sie im Konkurrenzkampf mit anderen Rasse in der Gunst der Züchter nicht mithalten. Dennoch sind einige Züchter auch in der schweren Zeit des 2. Weltkrieges, mit seinen Entbehrungen, Haltungsschwierigkeiten und der nicht immer leichten Futterbeschaffung den Thüringer Barthhühnern treu geblieben und haben diese Rasse auch über die Kriegswirren hinaus erhalten.

 

Mit dem Verfall des "Dritten Reiches" und dem Ende des zweiten Weltkrieges kam das Vereinsleben in Deutschland nahezu zum Erliegen. Die Siegermächte hatten Deutschland in vier Besatzungszonen geteilt.

 

Mit Versammlungsverboten und abendlichen Ausgangssperren hatten sie ihren Teil dazu
beigetragen, dass erst im Jahre 1946 in vielen Städten und Gemeinden, meist mit Genehmigung der Militärregierungen, zaghafte Anstrengungen unternommen wurden, die alten Vereins - und Verbandsstrukturen wieder aufleben zu lassen. Auch für die Geflügelzüchter waren die Neuanfänge nach dem Kriege schwierig, waren doch viele Zuchtfreunde vom Kriege nicht zurückgekehrt und auch viele Zuchten in den Kriegjahren verloren gegangen.

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